309
und mußten bei allen darin nicht vorgesehenen Fällen bei ihm
anfragen. Den Provinzialen wurde auch die Befugniß einge-
räumt, in allen streitigen Rechtsfällen, welche vor das Forum
des Statthalters gehörten, von diesem an den Kaiser zu appel-
liren. Daher war auch von nun an die Stimmung in den
Provinzen im Allgemeinen eine sehr günstige;:).
5. Das Heerweesen-. Früher hob jeder Consul, wenn er
in's Feld zog, erst ein Heer aus. Jetzt wurden stehende Heere
eingeführt und größtcntheils an den Grenzen des Reichs, am
Rhein, an der Donau, am Euphrat in festen Standlagern zum
Schutze ausgestellt. Nach dem Lande, wo sie standen, wurden
sie benannt, z. B. legiones Germanicae, Illyricae, Syriacae u.
s. w. Aus solchen Standlagern (castra stativa) erhoben sich
allmälig Festungen und Städte, wie Mainz (Moguntiacuin),
Cöln (Colonia Agrippina), Augsburg (Augusta Vindelicorum),
Pa stau (Castra Batavto, Negensburg (Regina castra) u. a.
Das stehende Heer war seitdem vom Bürger scharf getrennt
und durch Oberbefehl und Sold unbedingt an den Fürsten ge-
knüpft. Die ganze besoldete Streitmacht zählte gegen 450,000
Mann, mit Einschluß der Mannschaft auf den Flotten, welche
in dem Hafen von Misenum, Ravenna und Forum Julii (Fre-
jus), aufgestellt waren und die Sicherheit der Meere überwach-
ten. Der Soldat war zu zwölf bis sechzehn Dienstjahren ver-
pflichtet und wurde bei seiner Entlassung nicht mehr durch Land-
anweisung, sondern Geld belohnt/
6. Das Finanzwesen erlitt durch diese Veränderungen
eine wesentliche Reform. Neben der Staatskasse (aerarium),
aus welcher der Senat die öffentlichen Ausgaben bestritt, und
worein die Einkünfte der senatorischen Provinzen flössen, errich-
tete er noch eine Krieg es lasse (aerarium militare), dessen
Verwendung ausschließlich für das Heer bestimmt war, und
eine Privatkasse des Kaisers (fiscus) als Inbegriff der dem
Kaiser eigenthümlich zustehenden Einkünfte. Dem festgesetzten
Tribute der Provinzen, den Einkünften aus den Staatslände-
a) Neque illum rerum statum abnuebant, suspecto senatus populi-
que imperio ob certamina potentium et avaritiam magistratuum, inva-
lido legum auxilio, quae vi, ambitu, postremo avaritia turbabantur.
Tac. annal, I. 2.
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273
über den Rhein zurück und zeigte so seinen vorher sehr furcht-
samen Soldaten, daß nicht Marius allein die Barbaren besiegen
könne. Für den folgenden Winter blieb er mit seinem Heere im
Lande der Gallier stehen, die nun inne wurden, daß der Preis
seines Beistandes ihre Knechtschaft sei. Deshalb vereinigten sich
im Jahre 57 die Belgier, welche für das tapferste Volk
zwischen dem Rhein und den Pyrenäen galten, zu einer allge-
meinen Rüstung gegen das Vordringen der Römer. Allein Cä-
sar wußte durch List die Gesammtkraft zu trennen und dann die
Getrennten plötzlich zu überfallen und zu unterwerfen Mit
vorleuchtendem Heldenmuthe kämpften die Rer vier, welche
zwischen der Schelde und der Sambre wohnten; doch auch hier
bewährte sich die Überlegenheit der römischen Kriegeskunst. Cä-
sar überwinterte in Luca, wo auch die berühmte Zusammenkunft
des Pompejus und Crassus stattfand, wurde aber bald durch
neue Unruhen nach Gallien zurückgerufen. Hier hatten sich im
Jahre 56 die geriet er in der heutigen Betragne und die übri-
rigen Bewohner der nordwestlichen Küste empört. Allein auch
sie wurden, besonders durch einen unerwarteten Angriff des Dec.
Brutus von der See her, unterworfen, während die Aquita-
ner im südwestlichen Gallien durch P. Crassus, einen Sohn des
Triumvirs, unterjocht wurden. Hiemit war die Eroberung Gal-
liens bis auf wenige Stämme an der belgischen Küste und am
Fuße der Pyrenäen vollendet. Dagegen kamen neue Horden aus
dem benachbarten Germanien, die Usipeter und Tenchterer,
über den Niederrhein und fielen in Belgien ein. Cäsar jedoch
besiegte sie im Jahre 55 durch Waffenkunst und treubrüchige
Hinterlist, indem er vorher ihre zu ihm gekommenen Führer ver-
haftet hatte, und trieb sie über den Rhein zurück. Er selbst
setzte dann auf einer kunstvoll geschlagenen Brücke wahrscheinlich
in der Nähe von Bonn über den Strom und fiel in Deutschland
ein, kehrte aber doch schon nach achtzehn Tagen aus dem un-
heimlichen Lande zurück. In demselben Jahre machte er auch
einen Zug über das Meer nach Brittanien, weil auch von dort-
her Gallien häufig beunruhigt wurde. Das südliche Küsten-
gebiet wurde eben so schnell bewältigt alö geräumt. Im Jahre
‘) Divide et impera war ein alter Grundsatz der Römer.
Weiter, Geschichte der Römer.
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Brutus P._Crassus Cäsar
v
289
Manzen verbunden. Im fnfzehnten Jahrhundert waren auch noch durch Heirath, Erbschaft, Ankauf fast smmtliche Provinzen der damals hchjt blhenden Niederlande hinzugekommen, die bisher verschiedenen Herzogen, Grafen und geistlichen und welt-lichen Herren unter der Oberherrlichkeit des deutschen Kaisers gehorcht hatten. Dieses groe, zwischen Frankreich und Deutsch-land neu aufgekommene burgundische Reich drohete bereits, sich zu einer, beiden Nachbarstaaten gleich gefhrlichen Mittelmacht zu entfalten; da fiel es wieder auseinander. Der letzte Herzog war Karl der Khne, von 1467 bis 1477.
77, Karl der Khne, Herzog von Burgund.
Karl, mit dem Beinamen der Khne, war einer der reichsten und mchtigsten Fürsten seiner Zeit. Denn auer sei-I nem derzogthunt besa er noch die Freigrasschaft Burgund (Franche Comts) und den grten Theil Belgiens und Hollands. Allein die groen und reichsten Besitzungen gengten noch nicht dem stolzen und hochfahrenden Sinne des Herzoges, der nach dem Besitze aller Lnder von dem Ausflusse des Rheins bis zu seinen Quellen strebte. Im Besitze einer kniglichen Macht wollte er auch den kniglichen Titel, und wandte sich an den Kaiser Friedrich, da dieser, als erster weltlicher Fürst, ihm diese Wrde zuwende. Friedrich fand sich durch diesen An--trag nicht wenig geschmeichelt. Auch hoffte er bei dieser Gelegen-heit eine Verbindung zwischen seinem Sohne Maximilian und der Maria, des Herzoges einziger Tochter, zu Stande zu bringen, und so die Hausmacht Oesterreichs durch die reichen burgundischen Erbstaaten um ein Bedeutendes zu vermehren. | @r begab sich deshalb mit seinem Sohne nach Trier und be-schied auch den Herzog dahin. Karl erschien mit einer Pracht, welche die kaiserliche weit bertraf. Sein Kriegesmantel blitzte von Perlen und kostbaren Steinen und wurde allein auf 200,000 Thaler geschtzt. Sein Gefolge bestand aus verschie-denen Fürsten, Grafen und Herren und einer auserlesenen
Melters Weltgesch. Ii. 25. Aufl. ig
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Khne Karl Karl_der_Khne Karl Karl Karl Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Maria Karl
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Frankreich Deutsch-land Burgund Belgiens Hollands Rheins Maria Weltgesch
74
sie sich gegen das Interim und dessen Verfasser und verhöhnte
selbst den Kaiser in Bildern und Liedern. Ueber solche Ver-
wegenheit entbrannte des Kaisers Zorn. Er sprach die Neichs-
acht über sie aus und übertrug dem Kurfürsten Moritz die
Vollstreckung. Auf diese Weise bekam Moritz den erwünsch-
ten Anlaß und zugleich die Mittel, ein mächtiges Kriegesheer
aufzubringen, das er, sobald es Zeit sein würde, gegen den
Kaiser selbst zu gebrauchen entschlossen war. Er betrieb die
Belagerung höchst nachlässig, so daß es wohl scheinen mußte,
ein weit wichtigerer Plan, als die Eroberung der Stadt, be-
schäftige seine Seele. Während dieser Belagerung schloß er
in Verbindung mit dem Landgrafen Wilhelm von Hessen, dem
ältesten Sohne des gefangenen Philipp, und mit dem Mark-
grafen Ioh. Albrecht von Brandenburg, ein geheimes Bünd-
niß mit Heinrich Ii., dem Könige von Frankreich, der mit dem
Throne auch den Haß seines Vaters, Franz I., gegen den
Kaiser geerbt hatte. Zur Befestigung dieses Bündnisses trat
er sogar die Reichsstädte Metz, Toul und Verdun an Frank-
reich ab, als wären sie sein Eigenthum. Und als ihm end-
lich nach zehnmonatlicher Belagerung Magdeburg durch Ver-
trag übergeben ward, machte er im Geheimen mit den Bür-
gern gemeinsame Sache gegen den Kaiser. Auch ließ er seine
Truppen nicht auseinander gehen, indem er bald diesen, bald
jenen Grund vorschützte. Man warnte den Kaiser; allein die-
ser mochte keinen Verdacht schöpfen gegen seinen alten Freund
und Waffengefährten, den er mit Wohlthaten überhäuft hatte.
Wirklich wußte ihn auch Moritz durch die ausgesuchtesten Ver-
ftellungskünste zu täuschen. Er schrieb ihm ganz freundschaft-
lich, er würde erster Tage selbst zu ihm nach Jnnspruck kom-
men; er ließ sich dort sogar eine Wohnung miethen, ja er
reifete schon dahin ab, kehrte aber unter dem Vorwände einer
Krankheit bald wieder zurück. Endlich, als alles zur Ausfüh-
rung reif war; als der französische König Lothringen mit Krieg
überzogen und bereits die Städte Metz, Toul und Verdun
besetzt hatte; und als von der anderen Seite die Türken ver-
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Wilhelm_von_Hessen Wilhelm Philipp Philipp Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Heinrich_Ii Heinrich Franz_I. Franz_I. Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Verdun Magdeburg Lothringen
168
Hie Kaiserlichen bei Nheinfelden und Breisach und belagerte
Hiese Festung. Ein österreichisches Heer, das zum Entsätze her-
anzog, wurde geschlagen, die Stadt selbst am 3. Dezember
1638*) erobert. Seit dieser Eroberung schwand aber das gute
Vernehmen zwischen Richelieu und Bernhard. Jener hatte
gehofft, der Herzog würde ihm die wichtige Festung Breisach,
welche der Schlüssel Frankreichs zu Deutschland war, überge-
den; allein dieser wies alle fremde Anträge und Versprechung
gen von sich; denn er hatte vor, sie zu seinem eroberten Elsaß
zu schlagen. Allein der Tod vereitelte die Plane seiner Ehr-
sucht. Er starb plötzlich am 18. Juli 1639 zu Neuburg am
Rhein, in einem Alter von sechs und dreißig Jahren, vielleicht
von den Franzosen vergiftet. Diese nahmen sogleich des ver-
storbenen Herzoges Heer in ihren Sold und ließen Elsaß für
sich besetzen, so daß es jetzt klar genug am Tage lag, was
Frankreichs eigentlicher Zweck bei der Unterstützung Bernhardts
gewesen war.
Nach so vielen Drangsalen dieses endlosen Krieges wurde
die Sehnsucht nach Frieden in Deutschland immer lauter. Der
Kaiser berief deshalb im Jahre 1640 einen Reichstag nach
Negensburg, zunächst, um die deutschen Fürsten zu bewegen,
sich von den Ausländern loszusagen und mit gemeinsamen Kräf-
ten die übermüthigen Franzosen und Schweden aus dem Reiche
zu jagen. Kaum hatte der General Banär diese Absicht des
Kaisers erfahren, als er plötzlich, mitten im Winter, mit seinem
durch französische Truppen verstärkten Heere nach Negensburg
eilte, um den Kaiser nebst allen dort versammelten Fürsten zu
überrumpeln. Allein dieser kecke Versuch mißlang. Eben war
Thauwetter eingetreten, und die Donau so angeschwollen, daß
Banör nicht über das Wasser konnte. Er mußte sich begnügen,
die Stadt von fern zu beschießen. Von Piccolomini verfolgt,
*) In diesem Jahre erfand Corn. Drebbel in Alkmar den Ther-
mometer oder Wärmemesser.
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Piccolomini
Extrahierte Ortsnamen: Breisach Breisach Frankreichs Deutschland Neuburg_am
Rhein Frankreichs Deutschland Negensburg Schweden Negensburg Donau
173
würde, so daß alsdann ihre Gesandten mit größeren Forde-
rungen auftreten könnten. Erst im Jahre 1648 kam durch
die Thätigkeit des biederen Grafen von Trautmannsdorf, der
überall mit Kraft und Offenheit zu Werke ging, der Friede
glücklich zu Stande. Die Hauptpunkte desselben sind folgende:
Die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz vom
deutschen Reiche, und der Niederlande von Spanien wurden
förmlich anerkannt. — Frankreich und Schweden empfingen
dafür, daß sie unser großes, schönes Vaterland verwüsten ge-
holfen, eine Belohnung durch deutschen Länderbefitz.
Frankreich erhielt namentlich das schöne Elsaß, soweit
cs österreichisch war, den Sundgau, die Festungen Breisach und
Philippsburg; auch mußten mehrere deutsche Festungen am
Rhein geschleift werden, so daß Frankreich nun ein offenes
Thor nach Deutschland bekam. Zudem erhielt es die Bestä-
tigung seiner völligen Landeshoheit über die lothringischen
Visthümer Metz, Toul und Verdun.
Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen nebst
der Festung Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und
die säkularifirten oder weltlich gemachten Bisthümer Bremen
und Verden, also alle wichtigeren Punkte an der Ost- und
Nordsee, als Neichslehen und wurde somit Reichstand. Als
Kriegeskosten wurden demselben noch fünf Millionen Thaler
zugefichert. Bis diese Summe von dem erschöpften Deutsch-
land aufgebracht war, hielten die Schweden mehrere deutsche
Festungen besetzt.
Brandenburg erhielt für seine Verluste in Pommern
die Bisthümer Minden, Halberstadt, Camin und Magdeburg
als weltliche Fürstenthümer nebst dem östlichen Theile von
Hinterpommern, welchen Schweden übrig gelassen hatte.
Hessen-Kassel hatte zwar im Laufe des Krieges nichts
verloren, gleichwohl erhielt es für seine treue Anhänglichkeit
an Schweden die Abtei Hersfeld und die Grafschaft Schaum-
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spanien Frankreich Frankreich Breisach Philippsburg Rhein Frankreich Deutschland Verdun Stettin Wismar Nordsee Brandenburg Pommern Halberstadt Magdeburg Hinterpommern Hessen-Kassel
120
Jakoi, Vi., König von Schottland, Sohn der Maria
Stuart und des Heinrich Darnlep, gelangte zu dem englischen
Throne und nahm im Jahre 1604 den Titel: König von
Großbritannien und Irland an. Doch sank England
unter den Stuarts von der Höhe seiner Macht.
27. Spanien unter Philipp Ii. (1556 - 1598).
Abfall der Ajc-cr!andc. — In der letzten Hälfte des sech-
zehnten Jahrhunderts war unter allen europäischen Herrschern
Philipp Ii., der Sohn Karl's V., bei weitem der mächtigste;
denn er hatte mit Ausschluß von Oesterreich alle Länder seines
Vaters geerbt. Mit vielen herrlichen Anlagen des Geistes wie
des Herzens verband er eine rastlose Thätigkeit, aber auch einen
grenzenlosen Ehrgeiz und eine Härte, die beim Widerstande leicht
zur Grausamkeit wurde. Schon sein Aeußeres war zurück-
schreckend; denn er war stets ernst und finster, nie erheiterte
ein sanftes Lächeln sein düsteres, melancholisches Auge; Alles
kündete den strengen Gebieter an. Darum fürchteten sie ihn
nur, liebten ihn aber nicht. Er war mit ganzer Seele der
katholischen Religion ergeben und wünschte nichts mehr, als daß
sie die einzige aller seiner Unterthanen wäre; denn mit ängst-
licher Besorgniß sah er die Religionsneuerungen und die sie
begleitenden Gräuelauftritte in den übrigen Staaten. Allein
bei allen Mitteln, die dem mächtigen Herrscher zu Gebote
standen, vermochte er nicht, die Reformation von allen seinen
Staaten abzuwehren; ja, er mußte es sogar erleben, daß seine
strengen Maßregeln gegen dieselbe ihn um eine der schönsten
Perlen in seiner Krone, um die Niederlande, brachten.
Die Niederlande bestanden damals, als Philipp ihre Re-
gierung übernahm, aus fiebenzehn blühenden Provinzen*).
*) Unter dem Herzoge Karl dem Kühnen aus vierzehn. Dazu ge-
hörten die vier Herzogthümer Brabant, Limburg, Luxemburg und Geldern;
die sieben Grafschaften Flandern, Artois, Hennegau, Namur, Holland,
Seeland, Zütphen; die Markgraffchaft Antwerpen, die Herrschaften Mecheln
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Extrahierte Personennamen: Maria
Stuart Maria Heinrich_Darnlep Heinrich Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp Philipp Karl_dem_Kühnen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Irland England Oesterreich Niederlande Niederlande Brabant Limburg Luxemburg Flandern Hennegau Namur Holland Seeland Antwerpen
- 121 -
Kunst und Natur hatten hier zusammengewirkt, diese nach allen
Seiten von schiffbaren Flüffen und Kanälen durchschnittenen
und zum Theil dem Meere erst abgewonnenen Länder, zwischen
der Maas, der Schelde und dem Rheine bis zur Ems, zum
Lieblingssitze des Handels und Gewerbes zu machen. Seit den
Kreuzzügen waren sie nach und nach die Pforte geworden,
durch welche die Frachtschiffe von Norden nach Süden und von
Süden nach Norden ein- und ausliefen. Unter der milden
väterlichen Negierung der Herzoge von Burgund hatten Wohl-
stand und Bevölkerung Jahrhunderte hindurch zugenommen.
Der außerordentliche Wohlstand aber hatte auch das Selbst-
gefühl der Bürger erhöht, und die niederländischen Stände,
Staaten genannt, erwarben sich bald mehrere besondere Pri-
vilegien oder Vorrechte, unter anderen die Bewilligung von
Steuern und Truppen. Diese Vorrechte überwachten sie auf
das eifersüchtigste und suchten sie stets zu erweitern. Auch
Karl V. hatte sie ihnen bestätigt. Er selbst war Niederländer
von Geburt und sah ihrem Nationalstolze vieles nach.
Der neue Herrscher, Philipp Ii., ernannte seine Halb-
schwester, die Herzogin Margaretha von Parma, zur
Oberstatthalterin. Sie war eine Frau von männlichem Geiste
und fast männlichen Sitten, welche Gerechtigkeit mit Milde
paarte. Auch deshalb war sie von den Niederländern geliebt
und geehrt, weil sie in ihrem Lande geboren und erzogen war.
Ihren Staatsrath bildeten die ersten Edelleute des Landes
und führten sogar die Statthalterschaft in einer oder mehreren
Provinzen, so Wilhelm von Nassau, Fürst von Oranien,
und Lamoral Graf van Egmond. Der Graf van Hoorn
wurde zum Admiral der niederländischen Seemacht ernannt.
und Frtesland. Durch die Vermählung seiner Tochter Maria mit Maxi,
milian I. kamen diese Provinzen an Oesterreich und wurden von Karl V.
noch um drei, um Utrecht, Ovcryssel und Gröningen, vermehrt. Das
Haus Oesterreich erlangte für alle Niederlande als burgundischcn Kreis
Sitz und Stimme auf dem Reichstage.
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Extrahierte Personennamen: Maas Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp Margaretha_von_Parma Wilhelm_von_Nassau Wilhelm Lamoral_Graf Egmond Maria_mit_Maxi Maria Karl_V. Karl_V.
198
den Frieden abschloß, nichts, Spanien aber außer mehreren
niederländischen Grenzfestungen die burgundische Freigrafschaft
(Franche Comté), die bisher unter deutscher Hoheit gestanden
hatte. Der Kaiser trat die Stadt Freiburg in Breisgau ab.
„Nimm weg!" nannte man damals höhnend diesen Nim-
weger Frieden.
Seit diesem Frieden stand Ludwig's Macht auf dem Gipfel.
Innerhalb dreißig Jahre, von 1648 bis 1678, hatte er vier-
mal Frieden und jedesmal mit wichtiger Vergrößerung seiner
Ländermasse geschlossen. Auch die Früchte der Einrichtungen
Colbert's waren nun gereift; Handel und Gewerbe blüheten,
und ein allgemeiner Wohlstand war im ganzen Reiche sichtbar.
Pic Reunionen. — Aber eben das Glück, das den König
fast bei allen Unterhandlungen begleitet hatte, verleitete ihn
auch zum Ucbermuthe und zur Tyrannei, die allmälig sein und
seines Landes Glück untergruben. Am ungerechtesten waren
seine sogenannten Reunionen oder Ländereinverleibungen.
Auf den Vorschlag eines Parlamentsrathes zu Metz, Roland
de Revaulr, setzte der König, dem die Schwäche des deutschen
Reiches und Kaisers sehr wohl bekannt war, vier Gerichtshöfe
unter dem Namen Neunionskammern zu Metz, Breisach, Be-
sannen und Doornik ein, welche, nach dem Artikel des west-
fälischen Friedens: „Elsaß und die anderen Distrikte mit allen
Dependenzen oder dazu Gehörigen seien an Frankreich abge-
treten," jetzt untersuchen sollten, was Alles Frankreich noch
zukomme. Offenbar war mit dem Zusatze „Dependenzen" nichts
anderes gemeint, als diejenigen Länder, welche zur Zeit der
Uebergabe dazu gehörten. Der König aber dehnte diesen Artikel
auf alle die Länder aus, welche selbst in der allerältesten Zeit
nur in irgend einem Verbände mit Elsaß gestanden hatten, und
machte seine eben so ungerechten als lächerlichen Ansprüche so-
gleich durch Besitznahme geltend. So sprachen die Neunions-
kammern ihrem Könige das Kloster Weißenburg zu, obgleich
es außer dem Elsaß lag; weil cs vor tausend Jahren von
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Extrahierte Personennamen: Roland
de_Revaulr
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Freiburg Breisgau Breisach Frankreich Frankreich Weißenburg
325
zu den Fahnen des tief beleidigten Vaterlandes. Bei St.
Menehould hemmte Dumouriez die siegreichen Fortschritte
der Preußen und nöthigte sie zu einem höchst unglücklichen
Rückzüge. Mangel, Seuchen, übele Witterung, Elend und
Roth aller Art verfolgten die erschöpften und entmuthigten
Kriegesscharen auf den durch Regenströme unwegsamen Stra-
ßen. Alles genommene Land sammt den eroberten Festen
wurden geräumt. Schon am 23. Oktober verkündete der
Kanonendonner längs der ganzen Grenze: „daß das Land der
Freiheit," so lautete der französische Bericht, „von den Des-
potenknechten gereinigt sei!" Der französische General Custine
drang gegen den Mittelrhein vor, eilte über Speier und Worms
nach Mainz und bekam diese wichtige Feste, die Beherrscherin
zweier Ströme und den Schlüssel von Deutschland, durch bloße
Drohungen in seine Gewalt. Dann wandte er sich nach dem
reichen Frankfurt, trieb große Brandschatzungen ein, wurde
aber hier von den Hessen und Preußen überfallen und über
den Rhein zurückgeworfen. Am 6. November verloren die
Oesterreicher die große Schlacht bei dem Flecken Jemappes,
unweit Mons, gegen Dumouriez, und der Sieger überschwemmte
mit seinen Scharen das ganze österreichisch-belgische Land.
Ein anderes französisches Heer nahm dem Könige von Sar-
dinien Savoyen und Nizza weg, weil er sich den Verbündeten
angeschloffen hatte. Ueberall, wohin die Franzosen kamen,
errichteten sie unter Sang und Tanz sogenannte Freiheits-
bäume, nahmen aber den Besiegten selbst die Freiheit und
drängten ihnen ihre neuen Einrichtungen auf.
69. Anklage des Königes.
Durch diese Siege noch tollkühner gemacht und gleichsam
jenem drohenden Manifeste zum Trotze beschloß der National-
convent, der aus den wüthendsten Jakobinern bestand, Lud-
*) Ein schönes Denkmal von grauem Granit vor dem Fricdberger
Thore enthält die Nämcn der dort ruhmvoll Gefallenen.
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